Kaffee, Escobar und Palmen

Die Sonne scheint bei 27 Grad. Um zehn Uhr morgens treffen wir in Medellin an der Metrostation auf unseren Guide einer “Free Walking Graffiti Tour Comuna 13”. Die Comuna 13 galt einst als das gefährlichste Stadtviertel der Welt. Drogenkartelle und Guerilla Banden bereiteten den Anwohnern ein Leben in Angst. Das Viertel hat sich über die letzten Jahre aber stark gewandelt und es wurde sehr viel investiert, um die Schönheit des Viertels zu zeigen und für Touristen zugänglich zu machen.

Wir starten mit einem zwanzig minütigem Fußmarsch und befinden uns dann inmitten der Comuna 13. Die farbenfrohen und tiefgründigen Graffiti und die emotional sehr mitreißenden Erzählungen von unserem Guide (hier aufgewachsen), lassen uns schnell Begeisterung für dieses Viertel spüren. Menschen tanzen auf der Straße, Kinder lachen und alles wirkt lebendig.

Plötzlich hören wir Schüsse. Fünf oder sechs Knallgeräusche die uns zunächst vom Klang an ein Feuerwerk erinnern. Die plötzlich eintretende Stille, das verstummen der Musik und das Verschwinden der Kinder lassen uns jedoch sofort spüren, dass die Schüsse, zwei Straßen weiter, keinesfalls für Spaß stehen. Zwei fünfzehn- bis sechzehnjährige Jungs rennen an unserer Gruppe vorbei. Einer hat seine Hand auf Höhe des Bauches unter seinem T-Shirt und im Rennen lässt der flackernde Stoff die Waffe erkennen, die er bei sich trägt.

Eine Frau kommt aus ihrem direkt anliegenden kleinen Wohnhaus und bietet uns von ihrem Balkon aus an in ihr Haus zu kommen, um in Sicherheit zu sein. Wir sind 20 offensichtlich völlig fremde Menschen und doch lädt uns diese Frau, in dem Moment der möglichen Gefahr, sofort zu sich nach Hause ein. Unser Guide lehnt dankend ab und führt uns über einen Schleichweg sicher aus dem Viertel.

Wir sind froh wieder an der vermeintlich sicheren Metrostation zu sein. Polizei ist zu sehen. Der Hubschrauber kreist im Hintergrund über dem Viertel. Die Angst zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein überkommt uns kurz, lässt uns jedoch die Erinnerung an die einzigartigen Menschen und die farbenfrohe Lebendigkeit nicht vergessen. Das Land ist in einem positiven Wandel doch hat noch einen längeren Weg vor sich.

Besuchte Orte:
Cartagena
Medellín
Salento
Filandia
Bogotá

10 Kommentare

  1. Wie vor einem Regenschauer bekommt ihr Schutz geboten,
    als im nächsten Häuserblock gefährlich die Kugeln  flogen.
    Eine Alltagssituation, man muss sie als solche verstehen,
    erklärt, warum die Entwicklung nicht aufwärts kann gehen.
    Verschiedenen  Gruppen soviele Verbrechen verüben,
    die das Bild vom schönen Kolumbien ‘gewalt’ig  eintrüben.
    Die Menschen sind dennoch voll Hoffnung und stolz auf ihr Land.
    Viele wohlhabenden Deutschen dagegen verlieren zunehmend Verstand.
    Sie schimpfen auf jeden, nichts ist ihnen recht,
    die Regierenden machen sowieso alles schlecht.

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